Montessori-Arbeitskreis Kriftel e. V.

Häufige Fragen & Antworten

Mit den nachfolgenden Informationen wollen wir Antworten auf häufig gestellte Fragen geben. Die Antworten sind zum Teil allgemeingültig bzw. beziehen sich speziell auf die Arbeit im Kinderhaus/Krippe Kriftel. Weitere Fragen beantworten wir gerne, zu folgenden Fragen geben wir nachfolgend Antworten …

Wer war Maria Montessori und was wollte sie mit ihrer Pädagogik?
Worin unterscheiden sich Montessori-Kinderhäuser von anderen Kindergärten?
Gibt es auch Montessori-Krippen?
Warum kommt der „Vorbereiteten Umgebung“ so große Bedeutung zu?
Warum gibt es im Kinderhaus Kriftel keine Kursangebot (Sprache, Musik, etc.)
Arbeiten Montessori-Kinderhäuser inklusiv?
Bei Montessori „arbeiten“ die Kinder, dürfen sie auch spielen?
Wie werden die Pädagoginnen allen Kindern gerecht?
Gibt es in Montessori-Kinderhäusern mehr Personal als in anderen?
Was ist das Besondere am Montessori-Material?
Welchen Stellenwert haben die Übungen des täglichen Lebens?
„Kosmische Erziehung“ – was ist denn das?
Müssen die Familien dann auch nach Montessori erziehen?
Muss jedes Kind im Kinderhaus Schreiben und Lesen lernen?
Im Kinderhaus kuscheln – in der Schule büffeln: Wird Leistung vorbereitet?
Ist Montessori-Pädagogik antiautoritär?
Wo findet soziales Lernen statt, wenn Kinder so viel alleine arbeiten?
Wie kommen die Kinder in der Schule zurecht?
Warum wird in einem Kinderhaus oft mehr Elternmitarbeit eingefordert?
Wie sind die Pädagoginnen im Kinderhaus ausgebildet?
Ist die Montessori-Pädagogik heute noch zeitgemäß und wissenschaftlich fundiert?

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Wer war Maria Montessori und was wollte sie mit ihrer Pädagogik?

Maria Montessori (1870 – 1952) war Ärztin und leitete ab 1907 ihr erstes Kinderhaus (Casa dei Bambini) in San Lorenzo, Rom. Auf Grund ihrer Beobachtungen und empirischen Forschungen entwickelte sie ein pädagogisches Konzept für die Begleitung und Unterrichtung von Kindern und Jugendlichen von 0 bis 18 Jahren. Inhalt und Methoden der Montessori-Pädagogik berufen auf ihren Erkenntnissen über die Gesetzmäßigkeiten der Entwicklung von Kindern. Das Ziel der Montessori-Pädagogik ist, das individuelle Wachstum der Kinder und Jugendlichen so zu fördern, dass das Kind in einem hohen Maß an Freiheit ganzheitlich lernt. Gleichzeitig erlangt es die Fähigkeit, Verantwortung für sich zu übernehmen, seinen Platz in der Welt zu erkennen und am Frieden in der Gesellschaft mitzuwirken.

Ist ein Kinderhaus etwas anderes als ein Kindergarten?

Die Bezeichnung Kinderhaus geht auf die erste Einrichtung von Maria Montessori zurück. Das Casa dei Bambini steht hier Pate. Somit kann man sagen, dass es nur ein namentliche Unterscheidung ist, um bereits damit auf die pädagogische Ausrichtung hinzuweisen. Mit Kinderhäusern sind in der Montessoriszene Einrichtungen für Kinder bis zum Schulalter gemeint (Krippe und Kindergarten), die konzeptionell nach den Prinzipien Maria Montessoris arbeiten.

Worin unterscheiden sich Montessori-Kinderhäuser von anderen Kindergärten?

Montessori-Kinderhäuser müssen sich wie alle anderen Kindergärten auch an die Vorgaben des Bundeslandes und den Bildungs- und Erziehungsplan (BEP) halten. Sie sind deshalb in ihrer Grundausstattung (Räume, Personal, Erziehungs- und Bildungsauftrag) in großer Übereinstimmung mit anderen Einrichtungen. Der Unterschied besteht in der pädagogischen Konzeption, die nach den Prinzipien Maria Montessoris ausgerichtet ist und vom Kinde aus gedacht und gestaltet ist. Ein Montessori-Kinderhaus bietet zudem eine sehr große Palette an Materialien (Sprache, Sinne, Übungen des täglichen Lebens, Mathematik, Kosmische Erziehung) und Bewegungsmöglichkeiten. Ziel im Kinderhaus ist die größtmögliche Selbständigkeit des Kindes in Balance mit seinen individuellen Entwicklungsbedürfnissen. Die dafür nach Maria Montessori „vorbereitete Umgebung“ orientiert sich an den Entwicklungsbedürfnissen des Kindes.

Gibt es auch Montessori-Krippen?

Neben Krippengruppen in Montessori-Kinderhäusern gibt es auch selbständige Montessori-Krippen. Beide Organisationsformen werden vor allem dem Grundbedürfnis des Kindes nach sicherer Bindung und selbständiger Erkundung in einer dafür vorbereiteten Umgebung gerecht. In Montessori-Kinderkrippen werden häufig auch Erkenntnisse der Kinderärztin Emmi Pikler und der Bewegungstherapeutin Elfriede Hengstenberg integriert. Sie bereichern die Montessori-Arbeit theoretisch und praktisch.

Warum kommt der „Vorbereiteten Umgebung“  so große Bedeutung zu?

Die vorbereitete Umgebung soll nach Montessori das Kind in seiner Entwicklung lenken und leiten. Eine höhere Selbständigkeit des Kindes macht es erforderlich, dass die Dinge in der Umgebung so vorbereitet sind, dass sich das Kind möglichst selbst bedienen kann und nicht bedient werden muss. Außerdem hat die freie Wahl der Tätigkeit oberste Priorität (sofern das Kind mit dieser Freiheit umgehen kann), denn nur das Kind selbst weiß, was es benötigt. Über aufmerksame Beobachtung erfahren die Pädagoginnen, was benötigt und bereit gestellt werden muss.

Warum gibt es im Kinderhaus Kriftel keine Kursangebote (Sprache, Musik, etc.)?

Das Kinderhaus soll für die Kinder ein Ort sein, an dem sie sich in freier Wahl der Tätigkeit entsprechend ihrer Bedürfnisse für eine Beschäftigung entscheiden können. Kursangebote widersprechen diesem Prinzip. Auch im Kinderhaus sind im Tagesablauf Elemente, an denen die Kinder sich aus organisatorischen Gründen nicht frei entscheiden können (Morgenkreis, Draußenzeit, Mittagessen). Hier sollen nicht noch zusätzliche Elemente hinzugefügt werden. Ein Qualitätskriterium für Montessori-Arbeit ist die „Freie Arbeit“, die einen Großteil der Zeit ausmachen soll.

Arbeiten Montessori-Kinderhäuser inklusiv?

Inklusiv arbeiten heißt „einschließend“ arbeiten. Im Kinderhaus sind also Begabungen und Interessen aller Art vertreten. Eine Montessori-Einrichtung hält grundsätzlich für JEDES Kind alles bereit, was es für den Selbstaufbau benötigt. Sie haben in der Gruppe die Möglichkeit, sich an unterschiedlichen Entwicklungsständen zu orientieren und gerade im Alter der Nachahmung und Imitation enorm von den anderen zu profitieren. Um den Kindern mit besonderen Bedürfnissen gerecht zu werden, sorgen Montessori-Kinderhäuser für entsprechendes fachliches Know-how durch Fortbildung des eigenen Fachpersonals oder über externe Dienste. Die Aufnahmekapazität von „Inklusionskindern“ ist aus diversen Gründen begrenzt.

Bei Montessori „arbeiten“ die Kinder, dürfen sie auch spielen?

Das Spiel ist die Arbeit des Kindes. Das Spiel hat deshalb auch in einem Montessori-Kinderhaus hohe Priorität. Die Bezeichnung „Arbeit“ ist ein Ausdruck der Wertschätzung für das, was das Kind tut. Die Umgebung im Kinderhaus soll dem Kind die Möglichkeit schaffen, in seine Arbeit zu versinken (Polarisation der Aufmerksamkeit), um sich weiter zu entwickeln und seine Persönlichkeit auszubilden. Dies tut das Kind mit großer Selbstverständlichkeit, Leichtigkeit und Freude. Die positive Assoziation zum Begriff Arbeit bildet die Grundlage für eine ausgefüllte und befriedigende spätere Berufstätigkeit.

Wie werden die Pädagoginnen allen Kindern gerecht?

Montessori-Pädagoginnen haben in einem Kinderhaus den großen Auftrag, die Kinder in das eigene Tun zu begleiten. Die vorbereitete Umgebung soll größtmögliche Selbständigkeit der Kinder ermöglichen. Es gibt ausreichend Phasen, in denen die nötige Zeit, die Ruhe und der Raum vorhanden sind für die Wahrnehmung und Beobachtung der einzelnen Kindern. In der Krippe wird jede Pflegesituation als besondere Zeit der Zuwendung und zum Beziehungsaufbau genutzt.

Gibt es in Montessori-Kinderhäusern mehr Personal als in anderen?

Der Betreuungsschlüssel liegt in der Hand der jeweiligen Einrichtung. Die Bezuschussung des Personals unterliegt gesetzlichen Vorgaben und vertraglichen Vereinbarungen mit der Standortkommune. Trotzdem versuchen Montessori-Einrichtungen, aus Elternbeiträgen und anderen Quellen Geld für einen höheren Personalschlüssel zur Verfügung zu stellen. Wünschenswert und anzustreben ist dies in jedem Fall.